Drüber reden statt verdrängen
"Angst ist eine normale, natürliche Reaktion, die den Menschen davor schützt, sich in Gefahr zu begeben", sagt Karin Schreiner-Kürten. Wenn Angst aber einen Menschen stark einschränkt, ihn beispielsweise darin hindert, zur Arbeit zu gehen oder seine bisherigen Freizeitbeschäftigungen auszuüben, wird sie krankhaft. Viele Menschen verlieren dann ihre Energie, ständig kreisen die Gedanken nur um Zukunftsängste, um ein schreckliches Erlebnis oder einen Ort, an dem etwas Schreckliches geschehen könnte.
Gesunde und krankhafte Angst
Auf Ereignisse wie den Anschlag auf das World Trade Center in New York haben wohl die meisten Menschen mit Bestürzung reagiert und waren schockiert von den Nachrichten und Fernsehbildern. "Diese belastenden Reaktionen nehmen in der Regel bei den Menschen, die von dem Ereignis nicht direkt betroffen sind oder dort keine Verwandten oder Freunde verloren haben, schnell wieder ab. Alles, was über sechs Wochen hinaus geht, ist bedenklich", so Expertin Schreiner-Kürten.
Sich bewusst distanzieren
Tipp der Psychologin: "Wer sich ängstigt, sollte darüber reden. Oft nützt es, sich bewusst zu distanzieren und nicht ständig auf die neusten Katastrophennachrichten zu warten. Manchen hilft auch Ablenkung durch Sport und Bewegung."
Liegt jedoch eine Angsterkrankung vor, dann ist diese nicht unmittelbar durch Berichte oder Bilder in den Medien entstanden. "Diese Menschen haben bereits eine latente Störung", so Psychologin Schreiner-Kürten.
Erinnerungen werden geweckt
So könnte die Nachricht eines schlimmen Ereignisses die Erinnerung an ein nicht ausreichend verarbeitetes Erlebnis, beispielsweise an einen Unfall, wachrufen. "Die alten Gefühle der Hilflosigkeit brechen dann wieder auf", sagt die Expertin. Das vergangene Erlebnis müsse verarbeitet werden. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein. Eine Krankenbehandlung kann bei ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten erfolgen.
Auch Kinder sind überfordert
Mit den Bildern von Terror und Schrecken sind auch Kinder überfordert. "Eltern sollten zulassen, was Kinder in Spiel oder Malerei dann ausdrücken", rät Karin Schreiner-Kürten, "und Eltern sollten auch ihre eigene Besorgnis ausdrücken. Das Kind merkt die veränderte Stimmung sowieso und fühlt sich dann auch noch allein damit."
Weiterhin meint die Psychologin: "Zeigen Sie ihrem Kind, dass Sie für es da sind, vermitteln Sie ihm auch, dass Sie es schützen und verängstigen Sie es nicht. Strahlen Sie eine positive und offene Haltung aus ? auch gegenüber anderen Völkern und Religionen."
Quelle: psg