Schlagfertigkeit - Nie wieder um eine Antwort verlegen Bei einem Ärgernis oder einer Beleidigung rutscht man oft von der Sach- in die Gefühlsebene, reagiert mit einem Gegenangriff oder bleibt sprachlos. Mit gekonnter Schlagfertigkeit kann man entgegen wirken und der Opferrolle entfliehen. Claudia Grötzebach stellt in ihrem Buch „Gekonnt schlagfertig – nie wieder um eine Antwort verlegen“ Strategien vor, wie man unfairen Attacken wirkungsvoll begegnen, die typischen Reiz-Reaktionsmuster durchschauen und die Kunst der non-aggressiven Schlagfertigkeit erlernen kann.
Bei jeder Kommunikation praktizieren wir dreierlei: wir nehmen etwas wahr, wir interpretieren, wie das Wahrgenommene gemeint sein könnte und reagieren – auf die Interpretation, nicht auf die Wahrnehmung. Dabei kann es zu Mißverständnissen kommen, die man durch explizites Nachfragen, wie die oder der andere etwas meint oder weshalb mit Stirnrunzeln reagiert, vermeiden kann.
„Je besser Sie sich verstehen, desto eher können Sie Ihre Umgebung so gestalten, dass sie Ihnen guttut.“
Schlagfertig sein bedeutet, Dinge in einem anderen Licht zu sehen, verändern, spielerisch aktiv werden und querzudenken. Das erfordert Kreativität, Flexibilität und auch Risikobereitschaft. Es ist weiters wichtig, gelassen zu bleiben, um mit Situationen und Sprache zu spielen.
Eine Möglichkeit ist, Angriffe ins Leere laufen zu lassen. Claudia Grötzebach nennt dies Torero-Strategien, die auch dann angewandt werden können, wenn man nach einem Übergriff geschockt und nur eingeschränkt reaktions- und denkfähig ist. Mit einer „stummen Geste“ kann man körpersprachlich reagieren: Ein fragender Blick oder etwas fallen lassen zum Beispiel. So gewinnt man Zeit und gerät nicht in Zugzwang. Andere Torero-Strategien sind einfach nicht auf den Angriff zu reagieren oder das Thema zu wechseln. Eine weitere Form der non-aggressiven Schlagfertigkeit sind die
Dem Übergriff soll dabei seine Wirkung genommen werden, indem man zunächst einen Schritt zurückweicht. Das kann durch Scheinzustimmung geschehen: der Gegner, der eigentlich mit Widerstand gerechnet hat, gerät aus dem Gleichgewicht. Wie ein Gummi geht man dann in die Ausgangsposition zurück. Die Aussagen des Gegenübers werden nicht negiert, sondern hinterfragt. Beispiel: „Sie sehen das gewiss mit Recht so. UND DOCH…“
Es geht beim Perspektivenwechsel darum, seine eigenen Wertmaßstäbe einzubringen und nicht auf die Vorgaben des Kontrahenten zu reagieren. Durch „Umdefinition“ kann man aus negativen Aussagen positive machen. Beispiel: „Wenn Du mit stur meinst, dass ich meine Meinung nicht so schnell ändere wie andere, hast Du sicher recht.“ Auch mit einem Kompliment kann man dem Gegenüber den Wind aus den Segeln nehmen. Mit etwas Übung darf das auch leicht ironisch sein. Beispiel: „Man merkt, da spricht langjährige Erfahrung…“
Durch Entschleierungsstrategien werden Emotionen, Verhalten und Strategie des anderen thematisiert. Es wird Klartext gesprochen, es wird angesprochen, was verletzt, ärgert oder unfair ist. Beispiel: „Sie können mich in der Sache kritisieren, aber Sie haben kein Recht, mich zu beleidigen. Ich erwarte Ihre Entschuldigung!“
Hier ist Witzfertigkeit gefragt, man will die Lacher auf seine Seite bringen und mit Humor kontern. Ein Beispiel ist die heitere Interpretation: „Du wirst auch immer dicker. Willst Du nicht etwas dagegen tun?“ – „Doch, ich habe mir schon überlegt, ob ich mir nicht größere Anzüge kaufen soll.“ Welche Schlagfertigkeitsstrategie einem auch am besten liegt, wichtig ist, so mit den Mitmenschen umzugehen, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Man soll und darf sich gegen Angriffe werden, vielleicht mit dem Vorsatz: „Die charmanteste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen, ist ein Lächeln.“ Buch: Gekonnt schlagfertig – nie wieder um Antwort verlegen, Claudia Grötzebach, Cornelsen Verlag, 1. Auflage Berlin 2008.
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